So erkennst du tierversuchsfreie Kosmetik

Kosmetik ohne Tierversuche erkennen

Immer mehr Verbraucher interessieren sich heutzutage für tierversuchsfreie Kosmetik. Allerdings ist es oft nicht leicht, Kosmetik- und Pflegeprodukte ohne Tierleid zu erkennen. Ich zeige Dir, wie es geht – und worauf Du beim Beautykauf achten musst.

 

„Wer schön sein will, muss leiden“, besagt ein altes Sprichwort. Dass dabei auch Tiere leiden müssen, daran denken die wenigsten. Vor ein paar Jahren habe ich mir selbst noch keine Gedanken darüber gemacht, dass Tiere für meine tägliche Beautyroutine leiden könnten. Doch durch das wachsende Informationsangebot, wie beispielsweise durch die Tierschutzorganisation PETA, hat eine Veränderung in meinem Bewusstsein stattgefunden. Denn ich denke, keiner fühlt sich wohl damit, dass Tiere für die eigene Schönheit leiden. Kosmetik ohne Tierversuche zu finden, ist nicht so schwer, wie viele denken. Wie du tierversuchsfreie Kosmetik und Pflege findest und warum es diese Versuche gibt, schauen wir uns zunächst genauer an.

 

Warum Tierversuche für Kosmetik?

Die Beauty-Industrie begründet Tierversuche mit der Sicherheit der Verbraucher. Denn so sollen Produkte auch unbedenklich sein und vor möglichen Schäden schützen. Doch diese Versuche stoßen immer wieder auf Kritik. Denn nicht alle Versuche sind auf den Menschen übertragbar, da sich das Immunsystem und einige Stoffwechselvorgänge von Tier und Mensch unterscheiden. Schließlich sind die Ergebnisse erst belegt, wenn sie sich jahrelang belegen und kein Schaden beim Menschen entsteht. Der Verein Ärzte gegen Tierversuche appelliert daher an Industrie und Endverbraucher, sich von Tiertests abzuwenden.

Abgesehen davon wäre es einfacher, auf bewährte Produkte und Inhaltsstoffe zurückzugreifen. Doch damit lässt sich in der heutigen Konsumgesellschaft nicht genug Gewinn erzielen. Durch die Globalisierung werden alte Produkte durch neue Trends beeinflusst und so bieten Hersteller immer neue Produkte an. Dazu kommt, dass Länder, wie zum Beispiel China, Tierversuche für Kosmetik vorschreiben. Und wer seine Produkte auch dort auf den Markt bringen will, wird sie an Tieren testen.

 

Sind Tierversuche in Deutschland noch erlaubt?

Eigentlich sind Tierversuche für Kosmetik in Deutschland verboten. Im Jahr 2003 beschloss die EU, Tierversuche für Kosmetik- und Pflegeprodukte schrittweise abzuschaffen. 2004 wurden sie für Endprodukte und 2009 dann auch für Inhaltsstoffe verboten. Allerdings galt das zu diesem Zeitpunkt noch nicht für Tiertests auf unerwünschte Effekte wie Allergien, Fortpflanzungsschäden oder Krebs. Durch diese Regelung konnten Hersteller ihre Produkte außerhalb der EU an Tieren testen und diese dann anschließend in Deutschland verkaufen. Diese gültige Ausnahme wurde mit einer neuen Verordnung im März 2013 durch das Europäische Parlament außer Kraft gesetzt. Die neue Regelung verbietet es Kosmetikherstellern, Produkte der Inhaltsstoffe an Tieren zu testen oder sie in Auftrag zu geben – auch außerhalb der EU. Andernfalls dürfen sie ihre Produkte nicht mehr in Deutschland oder der EU verkaufen.

Demzufolge dürfte es keine Kosmetika mehr geben, die vorher grausame Tests hinter sich haben – oder? So leicht ist es leider nicht.

 

Tierversuche in Kosmetik bleiben ein Problem

Das Verkaufsverbot bezieht sich nur auf Produkte, die nach diesem Datum auf den Markt kommen. Nichtsdestotrotz dürfen Hersteller Produkte, die vorher Versuche durchliefen,  weiterhin verkaufen. Des Weiteren bezieht sich die Verordnung von 2013 nur auf Inhaltsstoffe im Kosmetikbereich. Kommen diese Stoffe aber auch in anderen Produkten wie Medikamenten, Wasch- und Reinigungsmitteln vor, dürfen sie wieder Tiertests durchlaufen. Denn diese Stoffe fallen dann unter das Chemikaliengesetz REACHdass Tests für bestimmte Gefahrenstoffe vorschreibt. Also sind die kosmetischen Stoffe damit nicht ausgeschlossen.

 

Achtung: Tierversuchsfrei heißt nicht gleich vegan

Hersteller schreiben oft auf ihre Verpackungen, dass deren Produkte „vegan“ oder „tierversuchsfrei“ sind. Deswegen sollte dir klar sein, was vegane, tierversuchsfreie und Naturkosmetik ist. Denn tierversuchsfreie Kosmetik muss nicht zwingend vegan sein. Einerseits kann tierversuchsfreie Naturkosmetik zum Beispiel dennoch tierische Inhaltsstoffe wie Honig und Bienenwachs enthalten. Andererseits kann vegane Kosmetik, die tierversuchsfrei und ohne Tierprodukte auskommt, vorher schon einmal im Laufe der vergangen Jahre Tiertests durchlaufen haben.

 

Siegel tierversuchsfreie Kosmetik

An den unterschiedlichen Siegeln kannst du Kosmetik ohne Tierversuche erkennen. // Foto: ©Jennifer Milas

So erkennst du tierversuchsfreie Kosmetik

Es gibt viele Möglichkeiten, Kosmetik- und Pflegeprodukte ohne Tierleid zu erkennen.  Dafür muss sich ein jeder nur ein bisschen schlau machen. Im Folgenden zeige ich dir Möglichkeiten, mit denen du garantiert Produkte findest.

#1 Orientiere dich am Siegel

Eine Möglichkeit tierversuchsfreie Produkte zu finden ist deren Kennzeichnung. Anhand dieser Siegel kannst du dir wirklich sicher sein, dass Produkte tierversuchsfrei sind. Hier sind die wichtigsten Siegel, an denen du dich orientieren kannst:

Leaping BunnyDie vegane BlumeHase mit schützender HandNatru NaturkosmetikKontrollierte Naturkosmetik

©Leaping Bunny

Springende Hase  

Die CCIC (Coalition for Costumer Information on Cosmetics) vergibt das Siegel.Tierschutzorganisationen aus verschiedenen Ländern haben es zusammen entwickelt. Momentan ist es das einzige international gültige Siegel, um tierversuchsfreie Kosmetik zu erkennen.

Hersteller, die dieses Siegel nutzen, verpflichten 

  • auf Tierversuche zu verzichten
  • nicht an Tierversuchen zu beteiligen
  • keine Tierversuche in Auftrag zu geben
  • keine Inhaltsstoffe oder Produkte von Dritten zu beziehen, die Tierversuche in Auftrag geben oder durchführen

©VeganSociety

Vegane Blume 

Die britischen Vegan Society hat das Siegel entwickelt. Die vegane Gesellschaft Österreich hat es in Deutschland vergeben. Die Vegane Blume ist das einzige Label, dass für vegan und tierversuchsfreie Kosmetik steht. 

Hersteller, die dieses Siegel nutzen, verpflichten sich

  • ausschließlich vegane Produkte herzustellen und zu verbreiten
  • das im keinen Produktionsschritt Tierversuche durchgeführt werden
  • gentechnisch veränderte Bestandteile zu kennzeichnen
  • keine Tierversuche in Auftrag zu geben

©IHTN

Hase mit schützender Hand

Der Deutschen Tierschutzbund hat das Siegel zusammen mit dem IHTN (Internationalen Herstellerverband tierschutzgeprüfte Naturkosmetik,
Kosmetik und Naturwaren e. V.) entwickelt. Das Siegel steht für eine
Entwicklung und Herstellung ohne Tierversuche.

Hersteller, die dieses Siegel nutzen, verpflichten sich

  • keine Rohstoffe toter Tiere zu nutzen
  • keine Tierversuche durchzuführen
  • keinen Konzernen anzugehören, die Tierversuche durchführen oder in Auftrag geben
  • nicht in Länder zu exportieren, in denen Tierversuche gemacht werden

©IHTN

The International Association for Natural and Organic Cosmetics

Dieses Siegel ist eine Weiterentwicklung des BDHI, um die biologischen Inhaltsstsoffe besser zu kontrollieren. Natrue ist eine Non-Profit-organisation und arbeitet mit IOAS zusammen. Das Label ist zwei Jahre gültig.
Danach prüfen unabhängige Zertifizierungsstellen die Hersteller erneut.

Hersteller, die dieses Siegel nutzen, verpflichten sich

  • mind. 70 % der natürlichen und naturnahen Inhaltsstoffe müssen biologisch sein
  • keine neuen Tierversuche für den chinesischen Markt herzustellen
  • sich bis zum neuen Zertifizierungstermin mit ihren Produkten aus China zurückzuziehen – oder sie müssen nachweisen, dass dort keine Produkte Versuche durchlaufen

©IHTN

Kontrollierte Naturkosmetik

Eine Initiative an Naturkosmetik-Herstellern hat das Siegel 2001 entwickelt. Der BDHI (Bundesverband deutscher Industrie-und Handelsunternehmen) vergibt das Siegel.Im Fokus stehen gesundheitliche, ökologische und soziale Aspekte. Neben rechtlichen Richtlinien achtet der Verband auf die eingesetzten Rohstoffe, die Herstellung und das Endprodukt.

Hersteller, die dieses Siegel nutzen,  verpflichten sich

  • keine künstlich hergestellten Silikone, Paraffine, Duftstoffe oder andere Erdölprodukte zu verwenden
  • die Produkte umwelt- und ressourcenschonend herzustellen
  • keine genetisch veränderten Organismen zu nutzen
  • tierische Erzeugnisse wie Milch und Honig überwiegend aus biologischen Anbau zu verwenden
  • keine Tierversuche bei der Entwicklung, Herstellung und Prüfung der Endprodukte zu machen

 

#2 Listen tierversuchsfreier Kosmetik

Es gibt mehrere Blogs und Listen im Internet auf denen du dich gut über tierversuchsfreie Kosmetik informieren kannst. Dabei sind aber nicht alle Listen gleich, denn teilweise unterscheiden sich die Kriterien der Verfasser ein wenig voneinander. Die folgenden Listen werden regelmäßig aktualisiert und dienen als gute Orientierung.

  1. Die offizielle Liste von PETA – Online auf deutsch & international oder als App
  2. Wer macht was – Animals Liberty – Online oder als App
  3. Blanc et Noir – Vegan Beauty Blog – Online oder als App
  4. Once Upon A Cream – Cruelty free and vegan Beauty Blog – Online

 

Diese Listen haben mir bei der Umstellung auf tierversuchsfreie Kosmetik gut weitergeholfen. Dennoch enthalten einzelne Listen wie beispielsweise die App von Animals Liberty je nachdem nicht alle Produkte, die man im Laden so findet. Weshalb sie zusammen gut kombiniert werden können. Sollte sich eines deiner Produkte nicht auf diesen Listen finden, besteht immer noch die Möglichkeit sich direkt an den Hersteller zu wenden. Andernfalls findet man im Internet schon Anfragen an Hersteller zu deren Tierversuchspolitik.

Mit diesen Tipps bist du bei deinem nächsten Einkauf sicher gut vorbereitet. Trotzdem ist es immer wichtig, sich die Produkte gut anzuschauen, auf Hinweise und Siegel zu achten. Erst dann kannst du sicher sein, dass die Kosmetik- und Pflegeprodukte wirklich tierversuchsfrei sind.

 

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// Bildquelle: Freepic

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